Geschichte des Jazz
Geschichte des Jazz, pixabay/Foto illustrativ

Jazz entstand an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in New Orleans, einer multikulturellen Hafenstadt im Süden der Vereinigten Staaten. Dort trafen afroamerikanische Musiktraditionen, europäische Einflüsse und karibische Rhythmen aufeinander. Afroamerikaner übernahmen europäische Blasinstrumente und Klaviere und entwickelten eine neue Art des Musizierens mit synkopierten Rhythmen und ausdrucksstarker Blues-Ästhetik. Besonders der Blues – melancholische Lieder, die aus Arbeitsgesängen und Gospelmusik entstanden – und der Ragtime – ein lebendiger Klavierstil mit „zerrissenen“ Rhythmen – spielten eine entscheidende Rolle.

Die Anfänge des Jazz

Der erste berühmte Jazzmusiker war Buddy Bolden, ein Kornettist, der um 1895 in New Orleans eine Band gründete. Seine Gruppe etablierte die klassische Jazzbesetzung mit Trompete, Klarinette, Posaune und Rhythmusgruppe. Diese Bands spielten auf Tanzveranstaltungen, in Clubs und auf Straßenparaden und legten den Grundstein für den klassischen New Orleans Jazz (auch Dixieland genannt), der sich durch kollektive Improvisation und starke rhythmische Akzente auszeichnete.

Das erste offizielle Jazz-Album wurde 1917 veröffentlicht, als die Band Original Dixieland Jass Band den Titel Livery Stable Blues aufnahm. Dies machte Jazz einer breiten Öffentlichkeit zugänglich und leitete seine weltweite Verbreitung ein.

Die Verbreitung des Jazz weltweit

In den 1920er Jahren wurde Jazz in den USA immer populärer. Diese Ära wird als Jazz Age bezeichnet – eine Zeit, in der Jazz die amerikanische Gesellschaft revolutionierte, insbesondere durch den Swing-Tanz, das Aufkommen des Radios und das Aufbrechen sozialer Normen.

Nach dem Ersten Weltkrieg verbreitete sich Jazz auch in Europa. Bereits in den 1920er Jahren traten amerikanische Jazzbands in Städten wie London, Paris und Berlin auf, und europäische Musiker begannen, Jazz zu adaptieren. In Paris wurde die afroamerikanische Tänzerin Josephine Baker zur Ikone, und auch deutsche Clubs feierten den Charleston und den neuen Sound aus Übersee.

In den 1930er Jahren dominierte der Swing mit großen Big Bands, angeführt von Musikern wie Duke Ellington und Benny Goodman. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Jazz sich stilistisch weiterzuentwickeln:

  • Bebop (Charlie Parker, Dizzy Gillespie) – schnelle Melodien, komplexe Harmonien
  • Cool Jazz (Miles Davis, Dave Brubeck) – entspannte, melodische Klänge
  • Hard Bop – Gospel- und Blueselemente kombiniert mit Jazz
  • Free Jazz (Ornette Coleman, John Coltrane) – völlige Freiheit in Melodie, Rhythmus und Struktur

Jazz beeinflusste auch andere Musikstile, von Rhythm and Blues über Rock ’n’ Roll bis hin zu Hip-Hop. Komponisten wie George Gershwin und Igor Strawinsky integrierten Jazz-Elemente in die klassische Musik.

Jazz in Deutschland – Anfänge und Entwicklung

Jazz kam in den 1920er Jahren nach Deutschland und gewann schnell an Beliebtheit. In Berlin, Frankfurt und Hamburg entstanden Tanzclubs, die sich dem neuen Musikstil widmeten. 1925 trat Josephine Baker in Berlin auf, und 1928 wurde in Frankfurt das erste Jazz-Konservatorium der Welt gegründet.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde Jazz jedoch als „entartete Musik“ eingestuft und stark zensiert. Die NS-Propaganda diffamierte Jazz als „Negermusik“ und verbot öffentliche Aufführungen. Dennoch entwickelte sich eine geheime Swing-Jugendbewegung, die sich dem Verbot widersetzte und Jazz als Ausdruck von Freiheit hörte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Jazz in Westdeutschland einen regelrechten Boom. In Frankfurt, München und Berlin entstanden Jazzclubs, und amerikanische Soldatensender verbreiteten Jazzmusik. Auch die ersten deutschen Jazzfestivals wurden gegründet.

In der DDR hingegen wurde Jazz zunächst skeptisch betrachtet, da er als „westliche Musik“ galt. Doch in den 1960er Jahren wurde er teilweise toleriert, und Festivals wie das Internationale Dixieland Festival Dresden etablierten sich.

Berühmte deutsche Jazzmusiker

Deutschland brachte zahlreiche Jazzmusiker hervor, die international Anerkennung fanden. Hier einige der bekanntesten:

  • Albert Mangelsdorff – Posaunist und Innovator des europäischen Jazz. Er war für seine Technik des Mehrklangspiels auf der Posaune berühmt.
  • Klaus Doldinger – Saxophonist, Komponist und Gründer der Band Passport. Er komponierte auch Musik für Filme wie Das Boot und Die unendliche Geschichte.
  • Jutta Hipp – Eine der ersten europäischen Jazzpianistinnen, die in den USA Erfolg hatte. Sie nahm 1956 ein Album für Blue Note Records in New York auf.
  • Till Brönner – Einer der erfolgreichsten deutschen Jazz-Trompeter der heutigen Zeit. Sein Stil verbindet traditionellen Jazz mit modernen Einflüssen.

Berühmte Jazzfestivals und Konzerte in Deutschland

Deutschland hat sich zu einer wichtigen Nation für den europäischen Jazz entwickelt. Einige der bekanntesten Jazzfestivals sind:

  • JazzFest Berlin – Seit 1964 eines der wichtigsten Jazzfestivals in Europa.
  • Deutsches Jazzfestival Frankfurt – Seit 1953 das älteste kontinuierlich stattfindende Jazzfestival Deutschlands.
  • Internationales Dixieland Festival Dresden – Das größte Festival für traditionellen Jazz in Europa, seit 1971.
  • Moers Festival – Ein Festival für Avantgarde- und Free-Jazz, seit 1972.

Diese Festivals haben den Jazz in Deutschland stark gefördert und eine Plattform für nationale und internationale Künstler geschaffen.

Kuriositäten und Neuigkeiten aus der Jazzwelt

  • Der Ursprung des Wortes „Jazz“ ist umstritten. Es wurde ursprünglich als „Jass“ geschrieben, aber die Schreibweise wurde geändert, um Vandalismus auf Plakaten zu verhindern.
  • Louis Armstrong wird oft als „Vater des Jazz“ bezeichnet. Seine revolutionäre Spielweise hat das Genre maßgeblich geprägt.
  • Jazzmusik ist für ihre Improvisation bekannt – Musiker erfinden Melodien spontan und variieren bekannte Themen.
  • Seit 2011 wird am 30. April der Internationale Tag des Jazz gefeiert, der von der UNESCO ins Leben gerufen wurde.

Quelle:

  • Meakultura – Soziokulturelle Ursprünge des Jazz in Amerika 
  • Racjonalista TV – Jazz in Deutschland 
  • Paczka Wiedzy – Jazz-Kuriositäten 
  • Wikipedia (engl.) – German Jazz 
  • ZPE Bildungsportal – New Orleans und die Anfänge des Jazz