Immer mehr KI-generierte Songs erscheinen auf Streaming-Plattformen. Für Musikerinnen wie Marléne Colle und Johanna Amelie bedeutet das geringere Einnahmen, weniger Sichtbarkeit, aber auch neue Wege.
Inhaltsverzeichnis:
- Marlène Colle und Kristina in Berlin Neukölln
- Velvet Sundown und die Folgen für Spotify
- Studie der Gema und Einschätzungen von Jovanka von Wilsdorf
- Johanna Amelie in der Forster Straße 14
- Maßnahmen von Deezer und Forderungen an Spotify
- Wichtige Zahlen und Fakten
- Kernpunkte
Marlène Colle und Kristina in Berlin Neukölln
Marléne Colle arbeitet gemeinsam mit ihrer Freundin Kristina an neuen Arrangements. Die beiden Musikerinnen spielen Gitarre und Cello. Ihr aktuelles Stück „Weiterziehen“ erzählt vom Loslassen einer Teenager-Tochter. Colle könnte Texte, Melodien und Begleitung auch von einer KI erstellen lassen, entscheidet sich aber bewusst dagegen. Für sie zählt die Begegnung von Menschen beim Musizieren.
Bei Streamingdiensten wächst die Zahl der KI-Songs rasant. Beim Anbieter Deezer sind es nur 0,5 Prozent aller Streams, doch täglich kommen über 20.000 neue KI-Stücke hinzu. Fast jeder fünfte neu hochgeladene Titel wird bereits maschinell generiert. Diese Entwicklung stellt Künstlerinnen wie Colle vor große Probleme.
Velvet Sundown und die Folgen für Spotify
Die KI-Band Velvet Sundown machte 2024 Schlagzeilen. Ihr Softrock erreichte auf Spotify in wenigen Wochen Millionen Streams. Alle drei Alben der Gruppe wurden vollständig von einer KI produziert. Auch Colle gibt zu, dass sie den Unterschied zu echter Musik nicht erkannt hätte. Für unabhängige Künstlerinnen bedeutet das einen Nachteil im Wettbewerb, da Algorithmen KI-Songs bevorzugt platzieren.
Ein Song von Colle kostet in der Produktion mindestens 2.000 Euro. Diese Kosten lassen sich kaum durch Streaming-Einnahmen decken. Wenn zusätzlich KI-Musik den Markt überschwemmt, bleibt der finanzielle Spielraum gering. Viele Musikerinnen fürchten daher um ihre Existenz.
Studie der Gema und Einschätzungen von Jovanka von Wilsdorf
Die Verwertungsgesellschaft Gema veröffentlichte 2024 eine Untersuchung mit 15.000 Teilnehmenden. 71 Prozent der Befragten sehen ihre wirtschaftliche Basis durch KI bedroht. Die Branchenberaterin Jovanka von Wilsdorf warnt vor dem Verlust von Aufmerksamkeit für echte Künstlerinnen.
Sie lehnt reine KI-Musik ab, erkennt aber kreative Chancen. Bereits 2020 organisierte sie einen Wettbewerb, in dem Musikerinnen gemeinsam mit KI Stücke schrieben. Dabei könne die Technik helfen, neue Wege zu öffnen. Wichtig sei, die Maschine als Werkzeug zu nutzen und nicht als Ersatz für eigene Arbeit.
Johanna Amelie in der Forster Straße 14
Die Singer-Songwriterin Johanna Amelie arbeitet im Studio an der Forster Straße in Berlin. Dort nahmen auch Herbert Grönemeyer und Nick Cave ihre Alben auf. Amelie verwendet KI, um Inspirationen für Texte zu gewinnen und ihre Gedanken zu strukturieren. Sie nutzt Chat-Bots, um Ideen zu entwickeln, schreibt aber die endgültigen Texte selbst.
Ihr aktuelles Projekt trägt den Titel M.O.M. und behandelt das Thema Mutterschaft. Sie experimentiert mit KI-Ergebnissen, um neue Perspektiven zu finden. Außerdem lässt sie Songs maschinell mischen. Innerhalb weniger Minuten erhält sie fertige Masterversionen – zu einem Drittel des üblichen Preises. Trotzdem spürt sie, dass die Technik Aufträge im Bereich Film- und Werbemusik ersetzt.
Maßnahmen von Deezer und Forderungen an Spotify
Der Streamingdienst Deezer hat reagiert. KI-Musik wird aus Playlisten und dem Empfehlungs-Algorithmus ausgeschlossen. Außerdem werden solche Titel gekennzeichnet. Marléne Colle fordert, dass auch Spotify diesen Weg geht. Sie wünscht sich einen Schalter, mit dem Nutzer selbst entscheiden können, ob sie KI-Musik hören möchten.
Für viele Musikerinnen gewinnen Live-Auftritte an Bedeutung. Colle plant Wohnzimmerkonzerte mit Kristina. Auch Amelie setzt verstärkt auf persönliche Begegnungen mit ihrem Publikum. Für beide ist klar: Echte Konzerte schaffen eine Nähe, die keine KI ersetzen kann.
Wichtige Zahlen und Fakten
- 0,5 % der Streams bei Deezer sind KI-Songs
- 20.000 neue KI-Titel täglich
- Fast 20 % aller neuen Uploads stammen von Maschinen
- 71 % der Gema-Mitglieder fürchten Einkommensverluste
Kernpunkte
- KI-Songs verdrängen Indie-Künstlerinnen auf Streamingplattformen.
- Produktionen wie Velvet Sundown zeigen das Potenzial der Technik.
- Studien warnen vor Risiken für Kreative.
- Manche Musikerinnen wie Johanna Amelie nutzen KI gezielt als Werkzeug.
- Streamingdienste beginnen, regulierend einzugreifen.
Für Musikerinnen wie Colle und Amelie bleibt klar: Nur durch Auftritte und direkte Begegnungen mit ihrem Publikum können sie ihre künstlerische Identität sichern.
Quelle: RBB24, YouTube
Quelle: RBB24