Curtis Stigers in Berlin
Curtis Stigers in Berlin, pixabay/Foto illustrativ

Ein Abend voller Kontraste, ein Künstler mit Geschichte und eine Musik, die sich zwischen Nostalgie und Gegenwart bewegt. In der Berliner Philharmonie zeigte der US-Amerikaner Curtis Stigers am Dienstag ein facettenreiches Konzert, das Publikum und Kritik gleichermaßen beeindruckte. Neben seinem musikalischen Können überzeugte er auch mit persönlichen Erzählungen und feinem Humor.

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Curtis Stigers zwischen Kuschelrock und Jazz

Curtis Stigers wurde in den 90er-Jahren durch den Hit „I Wonder Why“ bekannt, heute aber steht er fest im Jazz. Der Sänger mit der rauen, souligen Stimme präsentierte sich in Berlin mit einem eleganten Anzug und kurzen grauen Haaren – weit entfernt vom romantisch inszenierten Image seiner Pop-Vergangenheit.

Der Wechsel zum Jazz begann für Stigers Anfang der 2000er. Damals besann er sich auf seine Ursprünge: die amerikanische Songbook-Tradition, Jazzclubs, Bluesbars und das Saxofon. Mit großer Leichtigkeit wechselte er an diesem Abend zwischen Gesang und Instrument. Die Mischung aus Americana, Blues und Jazz verlieh dem Konzert eine besondere Klangtiefe.

Geschichten von Curtis Stigers und seinem Vater

Ein zentrales Thema des Abends war die persönliche Geschichte des Musikers – darunter die späte Begegnung mit seinem Vater. Erst mit Mitte 40 lernte Stigers ihn kennen. Diese Erfahrung verarbeitete er in dem Lied „Good To Know You“. Der Song war zugleich vorsichtig und zärtlich, getragen von leiser Hoffnung.

Etwa die Hälfte des Abends gestaltete er solo. Die andere Hälfte spielte er mit einem eingespielten Jazz-Trio. Ein Viertel der Zeit nutzte er für Erzählungen, die mal humorvoll, mal berührend waren. Besonders seine Anekdoten aus der Corona-Zeit – etwa Streaming-Konzerte aus seiner Küche – sorgten für viele Lacher im Publikum.

Der Klangraum Berliner Philharmonie als Mitspieler

Die Akustik des Kammermusiksaals trug wesentlich zur Wirkung des Konzerts bei. Stigers lobte den Raum, der seine Stimme besser klingen lasse, als sie wirklich sei. Seine Selbstironie zeigte sich auch in der Bemerkung, dass einer seiner Songs heute vor allem bei Hochzeiten oder im Kaufhaus gespielt werde.

Musikalisch blieb der Abend ruhig, fast zurückhaltend. Die musikalische Begleitung bot jedoch viele kleine Feinheiten. Besonders der Schlagzeuger des Trios beeindruckte mit präziser Technik, als er mehrfach die Sticks wechselte, um winzige Klangunterschiede zu erzeugen.

Politische Töne mit Paul Simons „American Tune“

Zum Ende des Konzerts wurde Curtis Stigers ernst. Ohne Details zu nennen, sprach er von schwierigen Zeiten in den Vereinigten Staaten. Seine Stimme zitterte, als er über seine Gefühle sprach – und dann abbrach. Statt Worte zu finden, ließ er Musik sprechen.

Er interpretierte Paul Simons „American Tune“ – ein Lied über Zweifel und Hoffnung. Ein nachdenklicher Abschluss, der zeigte, dass Musik auch Trost spenden kann. Das Publikum erlebte nicht nur ein Konzert, sondern eine Begegnung mit einem Künstler, der seine Geschichte teilt, ohne Pathos, aber mit viel Menschlichkeit.

Der Abend mit Curtis Stigers war mehr als Musik – es war eine Reise durch Leben, Klang und Gefühl.

Quelle: RBB24