Zug mit Regenbogenflaggen zieht durch Berlin
Zug mit Regenbogenflaggen zieht durch Berlin, pixabay/Foto illustrativ

Berlin war am Samstag Schauplatz einer der größten Demonstrationen des Jahres. Hunderttausende Menschen kamen zum Christopher Street Day (CSD), um unter dem Motto „Nie wieder still!“ für die Rechte queerer Menschen zu demonstrieren. Die Veranstaltung wurde durch kreative Botschaften, politische Statements und eine starke Polizeipräsenz geprägt. Trotz kleinerer Gegenproteste blieb die Lage weitgehend friedlich.

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Demonstrationszug mit 80 Trucks durch das Berliner Zentrum

Der bunte Demonstrationszug startete um 11:30 Uhr am Leipziger Platz und zog mit über 100 Gruppen und rund 80 Trucks durch die Stadt bis zum Brandenburger Tor. Die Route führte über zentrale Punkte wie den Potsdamer Platz und wurde von Tausenden Menschen begleitet. Gegen 12:30 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung. Bereits am Vormittag hatte ein stilles Gedenken am Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle stattgefunden. Daran nahm auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner teil, der später selbst an der Demonstration mitlief.

Der Berliner CSD-Verein sprach von der größten Veranstaltung seit Jahren. Mit klaren politischen Botschaften wurde auf zunehmende rechtsextreme Anfeindungen reagiert. Viele trugen Schilder mit Aufschriften wie „Manege frei für Demokratie, Vielfalt und Liebe“, eine direkte Reaktion auf die Bemerkung von Bundeskanzler Friedrich Merz, der den Bundestag nicht als „Zirkuszelt“ sehen wolle.

Proteste gegen Merz und Aktionen am Reichstag

Die Aussagen von Friedrich Merz führten zu einer deutlichen Gegenreaktion. Aktivistinnen und Aktivisten legten eine 400 Quadratmeter große Regenbogenflagge vor dem Reichstagsgebäude aus. Hintergrund war die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, in diesem Jahr keine Regenbogenflagge zu hissen. Bereits am Freitag hatten rund 4.500 Personen am „Community Dyke* March“ teilgenommen. Die Route führte durch Kreuzberg und Neukölln bis zum Treptower Park. Im Fokus standen dabei insbesondere die Sichtbarkeit von Lesben und queeren Frauen.

Sicherheitsmaßnahmen und rechtsextremer Gegenprotest

Die Berliner Polizei war mit rund 1.300 Beamtinnen und Beamten im gesamten Stadtgebiet im Einsatz. Zusätzlich waren etwa 1.000 private Sicherheitskräfte sowie rund 280 Sanitäterinnen und Sanitäter vor Ort. Trotz der hohen Teilnehmerzahl blieb die Lage größtenteils unter Kontrolle.

Gleichzeitig wurden zwei Gegenkundgebungen angekündigt. Die erste, unter Beteiligung der rechtsextremen Gruppierung „Deutsche Jugend Voran“, zählte laut Beobachtern nur 20 bis 30 Personen. Die zweite Kundgebung wurde abgesagt. Bei der ersten Demonstration kam es jedoch zu mehreren Festnahmen. Die Organisatorin und fünf weitere Personen wurden am Alexanderplatz kontrolliert. Es wurden Ermittlungen wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz, das Waffengesetz und das Verwenden verfassungswidriger Kennzeichen eingeleitet.

Erinnerung an den Protest von 1969 in New York

Der Christopher Street Day erinnert an die Ereignisse vom 28. Juni 1969 im New Yorker Stadtteil Manhattan. Damals kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, nachdem Polizisten die Bar „Stonewall Inn“ gestürmt hatten. Der Widerstand von Schwulen, Lesben und trans Personen gilt als Beginn der modernen LGBTQ+-Bewegung.

In Berlin wurde dieser Ursprung mit vielfältigen Aktionen, Musik, Protest und Solidarität gewürdigt. Die Veranstaltung unterstrich erneut die gesellschaftliche Relevanz des Themas und die Entschlossenheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Diskriminierung nicht schweigend hinzunehmen.

 Quelle: RBB24