DDR-Kunstwerke
DDR-Kunstwerke, pixabay/Foto illustrativ

Mehr als 60 selten gezeigte Kunstwerke aus der Sammlung der Nationalgalerie sind derzeit in Berlin zu sehen. Die Ausstellung „Strange!“ präsentiert Porträts, Stillleben und symbolische Szenen aus der ehemaligen DDR, die auf überraschende Weise eine andere Realität spiegeln. Kuratiert wurde die Auswahl von Kyllikki Zacharias. Die Werke stammen fast ausschließlich aus dem Depot der Galerie.

Inhaltsverzeichnis:

Wolfgang Peukers Frauenporträts am Brandenburger Tor

Zwei zentrale Werke von Wolfgang Peuker bilden den Auftakt der Schau.Bildnis Annette“ (1970/71) zeigt seine erste Ehefrau vor einer lebhaften Stadtkulisse. Die Szene ist naturalistisch, wirkt zugleich distanziert. Direkt daneben hängt „A.P. geboren 1949“ (1986), ein düsteres Bild seiner zweiten Ehefrau. Diese steht auf der Ostseite des Brandenburger Tors, fast monumental. Der Kontrast zur ersten Darstellung ist deutlich.

Beide Werke sind Teil einer Hängung mit Volker Stelzmanns „Bildnis Fräulein Lechner“ (1972). Die Frau mit Bobfrisur sitzt rauchend auf einer Terrasse. Hinter ihr erstreckt sich eine Gebirgslandschaft. Obwohl anatomisch korrekt dargestellt, erscheint ihr Gesicht überzeichnet. Die Kombination der drei Porträts vermittelt ein Gefühl von Isolation und innerer Distanz.

Peter Graf und Domenico Gnoli zeigen seltsame Stillleben

Ein separater Bereich der Ausstellung widmet sich dem Stillleben. Peter Grafs „Stillleben mit Tomatenglas“ (1966) kombiniert alltägliche Gegenstände auf absurde Weise. Eine tote Biene liegt auf einer Tasse, ein Fisch liegt kraftlos neben einer Birne. Die Komposition verweigert jede klassische Symbolik – und wirkt dennoch bedeutungsschwer.

Domenico Gnolis „Senza natura morta 1“ (1961) zeigt gar kein Stillleben im eigentlichen Sinn. Zu sehen ist lediglich ein gedeckter Tisch. Der Verzicht auf Objektpräsenz irritiert. Die Leere wird zur Aussage. Beide Werke entziehen sich traditionellen Gattungsregeln und betonen die individuelle Sichtweise der Künstler.

Heidrun Hegewald und das psychologische Drama

Eines der emotional eindringlichsten Werke ist „Kind und Eltern“ (1976) von Heidrun Hegewald. Eine Familie steht in einem dunklen Raum. Vater und Mutter drehen sich voneinander ab. Das Kind bleibt allein, im Licht einer offenen Tür. Der psychologische Abstand zwischen den Figuren ist greifbar.

Die Szene wirkt beinahe theatralisch. Nicht surreale Überhöhung, sondern hyperrealistische Direktheit macht das Bild verstörend. Die emotionale Spannung der dargestellten Trennung überträgt sich unmittelbar auf die Betrachtenden.

Vielfältige Handschriften statt politischer Botschaften

Trotz gelegentlicher Verweise auf politische Symbole steht nicht die DDR-Ideologie im Mittelpunkt. Die Ausstellung betont individuelle Bildsprachen. Freiheit, Krieg, Isolation und Wahrnehmung sind Themen, die viele Werke verbinden, jedoch nicht dominieren. Die Künstler verarbeiten persönliche Erfahrungen – teils spielerisch, teils melancholisch.

 Quelle: RBB24